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Das Schweizer Gesundheitssystem steht vor grossen Veränderungen. Nächstes Jahr sollen die Fallpauschalen (DRG) eingeführt werden. Im Parlament wurden die Weichen für Ärzte Netzwerkte (Managed Care) gestellt. Wenn gespart wird, heisst dies, dass die Töpfe kleiner werden. Es kann weniger Geld „verteilt“ werden. Erste Auswirkungen sieht man bereits beim Ärzteverband FMH.

Ärzteverband vor Zerreissprobe: Die FMH steckt in der Krise – Vizepräsident Cassis befürchtet Ende des Verbands, NZZ am Sonntag, 25. Sep. 2011

«Die FMH droht über kurz oder lang auseinanderzubrechen», sagt Ignazio Cassis, Vizepräsident des Ärzteverbands FMH: Die Interessen der verschiedenen Ärztegruppen würden immer divergenter. Solange es genug Geld gab, hätten sich alle Ansprüche innerhalb der FMH befriedigen lassen. «Jetzt, da das Geld knapp wird, werden die Interessenkonflikte immer stärker.»

Da könnte also ein Teilverband (FMCh) andere Interessen haben als der Gesamtverand FMH. Was macht nun ein Arzt der Präsident von FMCh ist und Vorstandsmitglied des FMH. Welche Interessen vertritt er?

Da scheinen die Interessenkonflikte ein Problem zu sein. Wird der Interessenkonflikt aufgelöst durch Auflösung der Doppelmandante, also Trennung?

Ärzte kämpfen gegen Managed Care: Verschiedene Organisationen kündigen Referendum an, NZZ Online, 30. Sep. 2011

Mehrere Ärzteorganisationen werden ein Referendum gegen die vom Parlament am Freitag gutgeheissene Managed-Care-Vorlage lancieren. Sie stören sich an der Einschränkung der freien Arztwahl und der zwingenden Budgetverantwortung der Mediziner.

Sparen heisst Einschränken. Dass dies einigen (lies den zukünftigen Verlierern) nicht passen wird, ist ja wohl keine Überraschung. Ärzte sind auch nur Menschen.

Immer noch heisse Köpfe um Fallpauschalen: Keine Lösung im Datenstreit in Sicht – Vorschlag des Bundsrats fällt in Anhörung durch, NZZ Online, 30. Sep. 2011

Ab 2012 wird in Schweizer Spitälern nach Fallpauschalen abgerechnet. Die Details zur Einführung des neuen Systems sind aber immer noch nicht geregelt. Die vom Bundesrat vorgeschlagene Lösung im Streit um die Datenübermittlung stösst auf allgemeine Ablehnung.

Wieder ein Abgang bei Santésuisse: Direktor Stefan Kaufmann will sich beruflich neu orientieren, NZZ Online, 20. Sep. 2011

Santésuisse verliert auch Mitglieder: Per Ende Jahr haben die Sanitas und die Supra ihre Mitgliedschaft aufgekündigt, weil sie sich in wichtigen Fragen nicht mehr vertreten fühlen. 2008 hatte bereits die Assura den Verband verlassen. Sanitas, Groupe Mutuel und Helsana haben sich derweil in der Allianz Schweizer Krankenversicherer zusammengeschlossen.

MEDIZIN: Tango mit der Industrie Geschenke, Abendessen, Flugreisen: Wie die Pharmaindustrie Ärzte korrumpiert. Ein Gespräch, Märkische Allgemeine, 12. Aug. 2011

Der in Hennigsdorf praktizierende Facharzt für Innere Medizin, Thomas Lindner, ist Mitglied beim pharmakritischen Netzwerk Mezis. Mit dem 62-Jährigen sprach Sebastian Meyer.

MAZ: Sie wenden sich gegen die Manipulation von Ärzten durch die Pharmaindustrie. Wie wird genau beeinflusst?
Thomas Lindner:
Zunächst werden die Ärzte teilweise mehrfach täglich von verschiedenen Vertretern der Industrie besucht, die den Auftrag haben, ihre Produkte auf den Markt zu bringen. Das sind meist sehr sympathische, junge Menschen, wohlriechend und mit kleinem Koffer dabei. Die zeigen den Ärzten dann Hochglanzbroschüren, in denen steht, wie toll ihr Medikament wirkt.

Was ist daran so schlecht?
Lindner:
Stellen Sie sich vor, Sie wollen ein hochpreisiges Küchengerät kaufen. Da gehen Sie ja auch nicht zu Miele und erkundigen sich, ob Miele-Produkte die besten sind, sondern Sie würden bei einer unabhängigen Stelle wie der Stiftung Warentest nachsehen. Viel wichtiger wäre es, dass auch Ärzte sich grundsätzlich unabhängig informieren und sich das Verordnen von Medikamenten nicht von der Industrie aufs Rezept diktieren lassen.

Wie viel darf ein Leben kosten?, Tages-Anzeiger, 9. Okt. 2011

Cassis spricht von einer «verborgenen Rationierung». Verantwortlich sei die Politik, die das Thema meide: «Mit einer Rationierungsdebatte kann sich niemand profilieren.» In den Nachbarländern werde hingegen längst öffentlich darüber debattiert, wie die begrenzten Ressourcen einzusetzen seien.

Tatsächlich wehrte sich die Linke. «Ich bekämpfe den Geist der Rationierung, der diesen Vorstoss prägt», sagt SP-Gesundheitspolitikerin Bea Heim. Vielmehr sei Sparpotenzial auszuschöpfen. Allein mit dem Verzicht auf unnötige Operationen könnten laut Heim drei Milliarden Franken gespart werden.

Jacques de Hallers doppeltes Problem mit Ärzten und der SP, Tages-Anzeiger, 24. Sep. 2011

Angesichts dieser Aussichten löst die angekündigte Fundamentalopposition der Ärzte in der Politik weit herum Kopfschütteln aus. Ruth Humbel, die an vorderster Front für einen Kompromiss kämpfte, sagt: «Der Entscheid der Ärzte ist eine grosse Enttäuschung. Sie drohten mit dem Referendum, bevor sie überhaupt wussten, wie die Vorlage im Detail ausgestaltet sein würde.» Diese Haltung zeige, so die Aargauer CVP-Nationalrätin, dass bei den Ärzten die Bereitschaft offenbar sehr gering sei, das Gesundheitssystem und die Kosten zu optimieren.

Auch der Forschungsplatz Schweiz leidet unter dem starken Franken, Tages-Anzeiger, 24. Sep. 2011

Beim zweiten Projekt mit einem Budget von drei Millionen Euro in vier Jahren sind die ersten Zahlungen kürzlich eingetroffen. «Wir haben bereits jetzt ein hohes Defizit», sagt Engelhardt. Über die gesamte Laufzeit beider Projekte dürften rund 200‘000 Franken fehlen. Dies gefährde die Stellen von zwei jungen Nachwuchsforscherinnen im Team, «junge Frauen, die ihre Karriere planen wollen». Fallen die beiden Postdocs weg, betrifft dies auch die Ausbildung der Studenten, weil die jungen Wissenschaftlerinnen auch Vorlesungen halten. «Die Frankenstärke betrifft nicht nur die Forschung, sondern auch die Lehre», sagt Engelhardt.

Britta Engelhardt, Direktorin des Theodor-Kocher-Instituts an der Universität Bern. Die Mitglieder der Multiple Sklerose Gesellschaft kennen sie als Wissenschaftliche Beirätin.

Liens d’intérêts: Les petits oublis des parlementaires, L’Hebdo, 21. Sep. 2011

Les résultats sont édifiants: 40 d’entre eux n’ont pas déclaré un ou plusieurs mandats, soit 34% de l’échantillon examiné. Parmi ces omissions, on trouve bon nombre d’organisations qui jouent un rôle important dans le processus législatif. Par exemple, l’UDC saint-gallois Thomas Müller n’a pas annoncé son mandat chez Gen Suisse, une fondation qui promeut le génie génétique et qui est financée par Interpharma, l’association des entreprises pharmaceutiques de Suisse.
Lorsqu’on interroge les parlementaires sur cette avalanche d’omissions, ce qui frappe c’est la légèreté avec laquelle ils se justifient. Douze d’entre eux ont invoqué un trou de mémoire, trois ont mentionné le fait qu’ils n’étaient pas rémunérés pour ce mandat, trois autres ont avancé l’argument d’intérêts trop locaux pour nécessiter une annonce, cinq n’ont pas souhaité fournir d’explication et deux n’ont pas répondu du tout malgré nos multiples sollicitations.
Mais il n’y a pas de contrôle. «Chaque parlementaire est responsable d’indiquer correctement ses liens d’intérêts, note la responsable. Les données recueillies sont reprises telles quelles par nos services.»

Mit der Transparenzinitiative wird kein Parlamentatier seine Interessenbindungen so leicht vergessen. Denn er würde während der laufenden Legislatur von den (wichtigen) Kommissionssitzungen ausgeschlossen und so seiner Partei schaden. Durch eine Unterschrift für die Transparenzinitiative kann jeder etwas zur Verbesserung der Transparenz beitragen.

Für jene die L’Hebdo nicht kennen: L’Hebdo ist ein wöchentliches Magazin der Romandie, vergleichbar wie früher Facts in der Deutschschweiz oder der Spiegel in Deutschland.

Der diskrete Jobkiller, Tagesanzeiger.ch, 24. Sept. 2011

Innert Jahresfrist hat Novartis in zahlreichen Schritten 2500 Arbeitsplätze gestrichen. Das ganze Ausmass hat das Unternehmen jedoch nie offiziell kommuniziert. Die Gewerkschaften sind empört.

Das letzte offizielle Sparprogramm wurde 2008 mit dem Namen «Forward» durchgeführt. Pikant: Damals wurden ebenfalls 2500 Stellen gestrichen. Bereits damals wurde im Aussendienst sowie im Marketing und Verkauf abgebaut, allerdings auch in der Administration.

Aus Patientensicht ist die Streichung von Marketing- und Aussendienstmitarbeitern keine schlechte Nachricht, denn das heisst weniger Beeinflussung und Lobbying bei Ärzten und medizinischen Forschern.

Unter dem Joch der Zusatzversicherer, tagesanzeiger.ch: (Tagesanzeiger.ch/Newsnetz), 21. Sep. 2011

Bekanntestes Beispiel ist der von der Versicherung eingeforderte Gesundheits-Check, wenn man die Versicherung wechseln will. Meist per Kreuzchentest müssen dazu Gesundheitsfragen beantwortet werden. Oft drängt der Versicherer dabei darauf, das möglichst rasch abzuhandeln.

Größte Krankenkasse kritisiert Verschwendung bei OPs, Spiegel Online, 21. Sep. 2011

Viele Operationen sind unnötig - denn präventive Maßnahmen bringen meist mehr. Trotzdem wird häufig zum Messer gegriffen. Zu diesem Ergebnis kommt die Barmer GEK, Deutschlands größte gesetzliche Krankenkasse mit rund 8,5 Millionen Versicherten, in ihrem aktuellen Heil- und Hilfsmittelreport.

Besonders Venenerkrankungen sind ein Volksleiden: Mehr als 470.000 gesetzlich Versicherte erkranken jedes Jahr neu daran. Krampfader-OPs verbunden mit Krankenhaus-Aufenthalt gibt es laut Barmer jedes Jahr rund 300.000 Mal.

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