Kommentierte Meldungen (2): Rauchen, Alzheimer und Patientendaten

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Rauchen ist eine Krankheit (Bundesgerichtsentscheid)

Rauchen ist nun offiziell eine Krankheit. Das Bundesgericht hat entschieden. Geklagt hat Pfizer, das weltgrösste Pharmaunternehmen, nicht etwa die betroffenen Raucher selbst oder die betreuenden Ärzte. „Zufällig“ hat Pfizer ein rezeptpflichtiges Rauchentwöhnungsmedikament. Die Krankenkassen „kommen so in den Genuss“ diese Pille obligatorisch bezahlen zu müssen. Das Medikament ist schon seit längerem auf dem Schweizer Markt zugelassen. Jedermann kann es kaufen. Bis jetzt war der Verkaufserfolg nicht überwältigend. Ob sich das wohl ändert, wenn das Medikament durch die Krankenkassen erhältlich sein wird?

Dies kann unter Medikalisierung „abgelegt“ werden.

Das Rauchen ist jetzt auch eine Krankheit, Tages-Anzeiger, 4. Aug. 2011

Alzheimer: Eine Krankheit oder ein normaler Alterungsprozess des Gehirns?

Wenn sich Alzheimer schon nicht heilen und kaum behandeln lässt - kann man dann wenigstens effektiv vorbeugen? Unermüdlich betonen Ärzte, wie wichtig Alzheimer-Prävention sei - und verschweigen meist, dass auch das Wissen über die richtige Vorbeugung äußerst mager ist.

Auch beim Thema Prävention müssen Forscher und Ärzte also vor der mysteriösen Krankheit Alzheimer kapitulieren.

Fazit: Man weiss nichts über die Alzheimer und machen kann man auch nichts. Viele Reden darüber. Was bleibt ausser der Angst vor dem schrecklichen Alzheimerzustand?

Demenz: Das Scheitern der Alzheimer-Forschung, sueddeutsche.de, 21. Juli 2011

Die Krankenkassen sollen automatisch Patientendaten von Spitälern erhalten

Es ist klar, dass die Patientendaten etwas sehr wertvolles sind. Viele sind daran interessiert.

Die Gesundheitsdaten gehörten zu den sensibelsten Daten überhaupt.
Sie bergen ein hohes Diskriminierungspotenzial, zudem kann man sie nicht einfach austauschen wie eine Kreditkartennummer.

Dem Patientendatenverteilen muss ein Riegel geschoben werden. Das bisherige System mit dem Arztgeheimnis muss beibehalten werden.

Das ist übrigens wieder ein Grund mehr die Transparenzinitiative zu unterschreiben.

Kampf um Patientendaten: Zur Rechnungsprüfung verlangen die Krankenkassen detailliertere Daten – Ärzte, Patienten und Datenschützer schlagen Alarm, Neue Zürcher Zeitung, 28. Juli 2011

Zwischen Wissen und Glauben in der Medizin

Die Suche nach Wissen in der Medizin führt unentrinnbar zu Wissen, das diese Bezeichnung nicht verdient, weil es falsch deklarierter Glaube ist. Denn wer Rationalität für sich in Anspruch nimmt, sollte auf relevante Daten, Fakten und das daraus erzeugte Wissen zurückgreifen können. Davon ist jedoch die Medizin, die sich auf ein wissenschaftliches Selbstverständnis beruft, weit entfernt. Die Annahme, dass es das Wissen in der Medizin gibt, ist einer der Hauptgründe für die stete Verwirrung.

Dass es wichtig ist, den Nutzen medizinischer Verfahren durch systematische Zusammenfassung von Studien zu erkennen und die Verbreitung dieses Wissens zu beschleunigen, liegt auf der Hand.

Ein Plädoyer für evidenzbasierte Medizin und ein Vergleich der Handhabung verschiedener Länder.

Zwischen Wissen und Glaube: Der ahnungslose Patient, sueddeutsche.de, 4. Aug. 2011

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