Wieviel bezahlen Hochschulbibliotheken den grossen Wissenschaftsverlagen Elsevier, Springer und Georg Thieme für Zeitschriftenabonnente?
Gute Frage. Aktuell, dürfen die Kosten der Zeitschriftenabonnente von den Hochschulbibliotheken gar nicht öffentlich beziffert werden. Die Wissenschaftsgrossverlage Elsevier, Springer und Georg Thieme haben Vertraulichkeitsklauseln in die Verträge eingefügt. Niemand soll die Kosten kennen und niemand soll die Kosten vergleichen dürfen!
Doch Information ist notwendig für einen funktionierenden Markt.
Die meisten Hochschulen haben diese Geheimverträge trotz Öffentlichkeitsgesetzen1 akzeptiert und machen bei diesem gesamten Geheimspiel mit.
Ein engagierter Bürger2 will nun Klarheit! Er hat bei allen Hochschulen nachgefragt. Alle, ausser Lugano, haben die Auskunft verweigert. Trotz Öffentlichkeitsgesetzen.
In Genf liegt das Resultat der ersten Rekursinstanz nun vor. Obwohl der Genfer Datenschützer und Öffentlichkeitsbeauftragen (PPDT) zum Schluss kommt, die Universität solle die Bezahlungen öffentlich machen, verweigert die Universität Genf weiterhin die Akteneinsicht. Für die Universität scheint es gemäss Rektor wichtiger zu sein, die unnötigerweise zugesicherte Vertraulichkeit den Verlagen gegenüber einzuhalten, als der Öffentlichkeit gegenüber transparent auszuweisen, wofür sie die erhaltenen Steuergelder einsetzt.
Diese Entscheidung der Hochschule Genf möchte er am Genfer Verwaltungsgericht anfechten. Es ist für das demokratische Verständnis stossend, dass öffentliche Institutionen ihre Ausgaben geheimhalten können. Da es in der Schweiz bisher noch keine gerichtliche Praxis für die vorliegende Situation gibt, hofft er mit diesem Rekurs einen Leitentscheid für andere Hochschulen erreichen zu können.
Für die Anwaltskosten von geschätzten 5'000 Franken hat er eine Crowd Funding auf "We make it" gestart: Transparenz bei Bibliotheken
Das Ziel ist in einem Monat bis zum 18. Februar 2015 5'000 Franken für die Anwaltskosten zu sammeln.
Aufgrund der Geheimverträge könnte es sein, dass die Schweizer Hochschulen horrende Beträge an die grossen Wissenschaftsverlage bezahlen. Preis/Leistung könnten für die Öffentlichkeit schlecht sein. Man weiss es nicht. Man darf es nicht wissen.
Als weiteres Zeichen des Missstandes hat die EPFL die Online-Ausgabe von Science vor Weihnachten abbestellt, wegen einer nicht vertretbaren Kostenerhöhung und unakzeptablen Vertragsklauseln. Den Wissenschaftsgrossverlagen scheint Rendite wichtiger zu sein als die Forschung. So wollten Elsevier, Springer und Georg Thieme der ETH die langjährige Praxis des Artikelkopierservices verbieten. Und verloren vor Bundesgericht.
Der holländische Wissenschaftsgrossverlag Elsevier erzielt Traumrenditen3:
Elsevier erzielte im Jahre 2013 einen Reingewinn von $1.38 Milliarden bei einem Umsatz von $3.56 Milliarden, was einer Gewinnmarge von 39% entspricht. Zum Vergleich. Novartis schafft es auf «nur» 27%.
Das viele Geld, welches aktuell den Wissenschaftsgrossverlagen zufliesst, wäre für die Forschung und die Öffentlichkeit wahrscheinlich besser in Open Access-Vereinbarungen investiert. Das mit öffentlichen Geldern erarbeitete Wissen wäre dann auch wieder allen öffentlich zur frei Verfügung. Ob Topforscher, ob Forscher aus einem Entwicklungsland oder ob Laie (Citizen Science). Einfach allen und auf unbegrenzte Zeit.
Mehr Informationen zur Crowd Funding Kampagne ist auf der Transparenz bei Bibliotheken Homepage zu finden.
Ich habe das Projekt unterstützt. 4
Wenn alle einen kleinen Beitrag leisten, kann zusammen etwas grosses erreicht werden.
Crowd Funding
Fazit
Transparenz bei den Zeitschriften Abonnementen der Wissenschaftsgrossverlage ist wichtig. Kostentransparenz ist notwendig.
Bis am 8. Februar 2015 läuft das Crowd Funding Transparenz bei Bibliotheken zur Deckung der Anwaltskosten von 5'000 Franken für einen Entscheid des Genfer Verwaltungsgerichts. Dieses Crowd Funding ist unterstützungswürdig. Ich habe es unterstützt.
Nachtrag
[Aktualisierung 24.01.2015: Marcel Hänggi hat auf der Plattform oeffentlichkeitsgesetz.ch einen Artikel über das Crowd Funding und die Situation der Bibliothekskosten geschrieben: Mit der Crowd zu mehr Transparenz]
[Aktualisierung 27.07.2015: Nachdem sich die ETHZ und die EPFL die Auskunft verweigert hatten, wurde der Fall dem Eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten (EDÖB) zur Beurteilung vorgelegt. Der EDÖB machte die Empfehlung die Daten zu veröffentlichen und liess die Argumente der Bibliotheken nicht gelten. Mehr, siehe wisspub.net.]
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Die Webseite https://www.oeffentlichkeitsgesetz.ch/ ist eine Plattform für Journalisten und Bürger zum Schweizer Öffentlichkeitsgesetz. ↩︎
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Christian Gutknecht ist ein Kollege von mir und setzt sich für Open Access ein. Seit Ende letzten Jahres ist er Aktionär von Elsevier. ↩︎
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Ein sicherer Weg um Traumrenditen zu erzielen sind hohe Preise und kleine Leistung, abgesichert durch ein Monopol. ↩︎
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Wer kommt sonst noch zum Nachtessen? ↩︎