Ethik & Monetik

Ist die akademische Medizin käuflich? (Übersetzung)

Ist die akademische Medizin käuflich?
Is academic medicine for sale?

Marcia Angell1: Is academic medicine for sale? New England Journal of Medicine, 2000 May;342(20):1516-8. doi:10.1056/NEJM200005183422009 PMID 10816191, PDF2

Im Blog gibt es einen Blogartikel über diesen Text. Diese Übersetzung ist ebenfalls als PDF verfügbar.

Im Jahre 1984 war diese Fachzeitschrift (Journal) [New England Journal of Medicine] die erste wichtige medizinische Fachzeitschrift, die von den Autoren von Originalarbeiten (neue Forschungsarbeiten) verlangte, jede finanzielle Verbindung mit Firmen, deren Produkte in den Veröffentlichungen besprochen werden, offenzulegen.[1] Uns war bewusst, dass solche Beziehungen ziemlich verbreitet waren und wir hielten es für sinnvoll sie an die Leser weiterzugeben. Obwohl wir auf diese Sache zeitig kamen, konnte niemand zu dieser Zeit vorhersehen wie allgegenwärtig und vielfältig die finanziellen Beziehungen sein würden. Der Artikel von Keller et al.[2] in dieser Ausgabe des Journals bietet ein schlagendes Beispiel. Die Beziehungen der Autoren mit Unternehmen, die Antidepressiva herstellen, waren so umfangreich, dass sie zu viel Platz gebraucht hätten, um sie vollständig in der Zeitschrift offenzulegen. Wir beschlossen, sie nur zusammenzufassen und die Details auf unserer Website anzubieten.

Marcia Angell: Ist die akademische Medizin käuflich?

Marcia Angell, MD

Is academic medicine for sale? Ist die akademische Medizin käuflich?

Diese provokante Frage stellte Marcia Angell in einem Editorial des New England Journal of Medicine (NEJM):

Meldungen (6): Beobachter über Ärzte und Pharma in der Schweiz [akt.]

Der Beobachter hat in seiner neusten Ausgabe das Titelthema „Gekaufte Ärzte: Wie die Pharma Mediziner an sich bindet“.

Es gibt einen Rechercheartikel und ein Interview mit dem 68-jährigen profilierten Gesundheitsökonomen Heinz Locher. Erfreulicherweise sind die Artikel frei zugänglich.

Gesundheitswesen: Wie sich Ärzte von der Pharma kaufen lassen, Beobachter, 28. März 2012, Ausgabe: 7/12

George Jelinek: Der Einfluss der pharmazeutischen Industrie in der Medizin

Wie denkt ein Medizinprofesser über die Medizin, der selber auch Patient ist?

Der Medizinprofessor George Jelinek hat Ende 2009 im Journal of Law and Medicine (Fachzeitschrift für Recht und Medizin) einen lesenswerten Artikel über den Einfluss der Pharmaindustrie in der Medizin veröffentlicht. Dieser Artikel gibt eine gute Übersicht über die  wichtigsten Fakten. Englischer Originalartikel:

Umverpacken, Formalitäten erledigen und abkassieren (Avastin & Lucentis)

Avastin (Roche) vs Lucentis (Novartis)

Zeitungsmeldung:

SP-Gesundheitsdirektor bringt Pharma in Rage, Tages-Anzeiger, 9. Juli 2011

Die Geschichte dahinter:

Roche stellt das erfolgreiche Krebsmedikament Avastin her (6 Mrd. Umsatz pro Jahr). Im 2005 entdeckt ein Augenarzt zufällig, dass dieses Medikament gegen die Augenkrankheit Makuladegeneration (AMD) hilft. Der Erfolg und die Wirksamkeit des Medikamentes sind nicht zu übersehen. Die Augenärzte beginnen schnell, das Medikament einzusetzen. Ärzte sind in der Anwendung von Medikamenten nicht eingeschränkt. Dies wird übrigens auf Englisch als Off-Label Einsatz bezeichnet.

Im Jahre 2007 bringt Novartis, der 30% der Aktien von Roche gehören, das Medikament Lucentis auf den Markt. Dabei ist Lucentis im Prinzip eine Neuverpackung des Medikamentes Avastin. Zusätzlich wurden die notwendigen wissenschaftlich Studien erstellt. Das Übel dabei ist nun, dass dieses Medikament über 10x teurer verkauft wird. 10x teurer! Und das für ein Medikament für das praktisch kein Forschungsaufwand geleistet wurde. Auf keinen Fall jenen häufig genannten langjährigen risikoreichen Forschungsprozess von dem nur jedes 10. Medikament überlebt. Nein, umverpacken, Studien erstellen und verkaufen.

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